Fortsetzung:
Hurricane Sandy - Hauch des Todes
Der größte Wirbelsturm seit Jahrzehnten hinterließ eine Spur der Verwüstung und des menschlichen Elends
TAM-News |
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Online-ZeitungHurricane Sandy - Hauch des Todes |
31.10.2012 |
Das machte Sandy auch so gefährlich - diese Mischung aus Wintersturm (mit arktischer Kaltluft) und Tropensturm (mit unglaublichen Mengen an Wasser). All diese Vorahnungen führten zu einer der größten Evakuierungen, die jemals an der Ostküste stattgefunden hatten. Wetterdienste, die Polizei, der Bürgermeister von New York, Michael Bloomberg, und sogar US-Präsident Barack Obama riefen dazu auf, neuralgische Stellen zu verlassen und bei Verwandten oder Bekannten im höheren Landesinnern unterzukommen. Auch für die Hauptstadt Washington hatte Obama den Notstand ausgerufen. Der Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, in dessen Süden das Auge des Monstersturms auf die Küste traf, redete Tacheles: "Seid nicht dumm. Haut ab!" Daneben forderte er dazu auf, an die Rettungsdienste zu denken, die ihr Leben für die Zurückgebliebenen riskieren müssen. Der Katastrophendienst Federal Emergency Management Agency (FEMA) gab eine Warnmeldung für einen 1.300 km breiten Korridor bis zu den Großen Seen bei Chicago heraus. Der Notstand wurde in den Bundesstaaten Columbia, Connecticut, Maryland, Massachusetts, New Jersey, New York, Pennsylvania und Rhode Island ausgerufen. Auch in Maine wurden spezielle Maßnahmen ergriffen. Insgesamt ein sehr dicht besiedeltes Gebiet mit rund 50 Mio. Einwohnern. Der komplette öffentliche Verkehr im Nordosten der USA kam zum Erliegen. Flüge wurden gestrichen, die Züge blieben in den Bahnhöfen. Auch das UNO Hauptquartier und die New Yorker Börse wurden für einen Tag dicht gemacht. Außergewöhnlich, denn sturmbedingt war dies zuletzt 1985 der Fall. Unter den Betroffenen waren übrigens auch Hunderte Deutsche. Sie hatten gerade eine Kreuzfahrt bei den Bahamas und den Bermudas absolviert und hätten bereits am Sonntag zurückfliegen sollen. Doch bereits zu diesem Zeitpunkt lief auf dem Newark-Flughafen gar nichts mehr. Sie hatten die Ehre, den Hurricane von der ersten Reihe aus zu verfolgen - in ihren Hotels in Manhattan. Am Montag wurde auch der Flughafen Dulles in Washington D.C. geschlossen. |
Der Präsidentschafts-Wahlkampf wurde ausgerechnet in seiner heißesten Phase - eine Woche vor dem Urnengang - unterbrochen. Beide Kandidaten haben Veranstaltungen abgesagt. So auch im heiß umkämpften Ohio bzw. Virginia. Sandy könnte den Amtsinhaber Obama gestärkt haben. Politikexperten sehen Parallelen zum damaligen Bundestagswahlkampf 2002. Kurz vor der Wahl wurden die beiden deutschen Bundesländer Sachsen und Brandenburg überschwemmt. Noch-Bundeskanzler Gerhard Schröder griff zur Schaufel und führte das Krisenmanagement dermaßen souverän, dass ihm sein Herausforderer nichts mehr anhaben konnte. So könnte dies auch in den USA geschehen. Obwohl dort das Wahlsystem komplett anders aufgebaut ist. In dieser Woche musste Barack Obama die Ärmel hochkrempeln und Führungsqualitäten unter Beweis stellen, deshalb kniete er sich auch dermaßen in die Sache rein. Seit der Katrina-Katastrophe 2005 darf kein US-Präsident mehr bei einer Naturkatastrophe unterreagieren, schreibt auch das Online-Magazin "Politico". So blöd es klingen mag: Sandy könnte wahlentscheidend gewesen sein (sogar der Republikaner Christie hat inzwischen dem Demokraten Obama zu dessen Krisenmanagement gratuliert). Nach ersten Schätzungen der Experten beläuft sich der durch den "Frankenstorm" angerichtete Schaden auf mindestens 39 Milliarden Euro. Hurrikane toben zumeist zwischen dem 01. Juni und 30. November. Verdunsten große Mengen an Wasser bei rund 25 bis 26,5 Grad Wassertemperatur in der Passatwindzone in der Karibik, so entstehen riesige Wolkengebilde, die unheimliche Energie freisetzen. Warme Luft steigt auf, über der Wasseroberfläche entsteht Unterdruck, wodurch aus der Umgebung noch weitaus mehr feuchte Luft angesogen wird. Oberhalb der Wolken hingegen baut sich eine Überdruckzone auf, die einen entgegengesetzten Wirbel auslöst. Das ist die Geburtsstunde eines Hurricanes. (Ulrich Stock) |
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